Simbach bekommt ein ultraschnelles Glasfasernetz
Seit Jahren fühlen sich viele Bürger aus Simbach abgehängt. Viele kennen schnelles Internet, Video-Streaming und digitale Übertragung von Massendaten nur aus den Hochglanzbroschüren der Großkonzerne. Oft scheitert schon das Sicherheitsupdate für das Betriebssystem des heimischen PC an den langsamen Geschwindigkeiten.
Was für private Nutzer schon ärgerlich ist wird für Unternehmen schnell zum Standortfaktor. So könnten beispielsweise in vielen Bereichen in Simbach Architekten keine Pläne versenden, und Druckereien speichern Daten lieber auf einen USB-Stick, den sie dann mit der Post versenden, weil die Internetgeschwindigkeit einfach viel zu langsam ist.
Das Elektrizitätswerk Simbach, der örtliche Stromnetzbetreiber, möchte das ändern und wird im Frühjahr mit der Errichtung eines modernen Glasfasernetzes in Simbach beginnen. Dazu der Geschäftsführer der Unternehmensgruppe Hellmannsberger, Karl Maria Frixeder: „Unser Ziel ist es, allen Bürgerinnen und Bürgern mindestens eine Bandbreite von 25 MBit/s bis 100 MBit/s zur Verfügung zu stellen. Und wir werden dabei auch Eggstetten nicht vergessen." Klar ist aber auch: „Es handelt sich um ein Gemeinschaftsprojekt für Simbach. Wir können die Infrastruktur nur dann aufbauen, wenn die Kunden das auch wollen und uns unterstützen." Das Unternehmen wird dafür in den kommenden Jahren einige Millionen Euro ausgeben müssen.
Wenn Hauseigentümer bereit sind, in einen Glasfaseranschluss zu investieren, kann die Glasfaser bis ins Haus gezogen werden. „Damit wird Simbach eine Vorreiterstellung in weitem Umkreis einnehmen. Glasfaser bis in den Keller gibt es heute nur in ganz eng begrenzten Gebieten Deutschlands und in den großen Städten wie z.B. München", fügt der Vertriebsleiter Christian Schantz hinzu. „Wer einen Glasfaseranschluss hat wertet seine Immobilie auf und rüstet sich schon heute für die Internet-Zukunft." Mit den Maßnahmen soll der Standort Simbach gestärkt und der Zuzug junger Familien gefördert werden. Schon heute ist ein schneller Internetanschluss ein Kriterium bei der Vermietung von Wohnungen und Gewerbeflächen.
Vielleicht hat das Vorhaben, in Simbach ein Breitbandnetz auf zu bauen, sowohl für die Stadt Simbach als auch für das Unternehmen Hellmannsberger eine ähnliche Tragweite, wie die Entscheidung des Firmengründers Josef Hellmannsberger im Jahre 1894. In diesem Jahr hat der Simbacher Strompionier angefangen, elektrische Energie zu erzeugen und die ersten Einrichtungen zu versorgen. Er nahm damals eine Vorreiterrolle ein und war dabei schneller als die Städte München und Nürnberg.
Die In(n) Energie als Tochterunternehmen des E-Werks will in Simbach moderne Produkte anbieten. Neben dem klassischen Telefonanschluss und einer schnellen Internetverbindung spricht der Geschäftsführer auch von innovativen Fernseh- und Informationsdiensten, die speziell auf Simbach abgestimmt sind. So könnten beispielsweise Vereine auf Veranstaltungen hinweisen und lokale Unternehmen Produkte präsentieren. „Ich denke, wir werden bald einige Überraschungen präsentieren können", verspricht Frixeder. Die ersten Anschlüsse bei Kunden sollen bereits im Herbst 2014 fertig gestellt werden.
Die ersten Ausbaugebiete sind in im Norden des Stadtgebietes geplant, nämlich vom Schulzentrum über Mooseck bis zum Verwaltungsgebäude des E-Werks in der Bayernwerkstraße. Alle Gebäude entlang dieser Trasse können noch heuer Glasfaser ins Haus bekommen. Zusätzlich ist geplant, den einen oder anderen Kabelverzweiger der Telekom zu erschließen und die daran angeschlossenen Kunden per VDSL zu versorgen.
Neben der Anbindung der Stadt Simbach an das schnelle Internet soll das Glasfasernetz aber auch der Energiewende dienen. „Wir werden mit dem neuen Glasfasernetz unsere Trafostationen vernetzen und Messwerte in Echtzeit in unsere Zentrale übertragen. Damit können wir kritische Entwicklungen und Zustände hervorgerufen durch den enormen Zubau von Photovoltaikanlagen in unserem Stromnetz sehr viel schneller erkennen und Maßnahmen zur Erhaltung der Netzstabilität treffen. Sollten trotzdem Störungen auftreten können wir diese schneller lokalisieren und beheben", so Karl Maria Frixeder. In einem nächsten Schritt sollen dann den Stromkunden umfangreiche Daten des eigenen Verbrauchsverhaltens zur Verfügung gestellt werden, um Stromfresser aufspüren und eliminieren zu können.